Der Heilige Blasius von Sebaste

Bischof und Märtyrer

Was die Kirchen des Ostens und des Westens verbindet, sind nicht allein die grossen Mysterien des Glaubens, sondern auch viele beliebte Heilige. Einer der berühmtesten unter ihnen dürfte der Hl. Nikolaus von Myra sein. Aber es gibt noch viele andere heilige Frauen und Männer, die sich sowohl im Osten wie auch im Westen grosser Verehrung erfreuen.

Blasius, der Lispler?

Einer von ihnen ist der Heilige Blasius (russisch: Wlasij). Der Name „Blasius“ leitet sich entweder vom Lateinischen blaesus (das Lispeln), also in etwa: Der Lispler, ab, oder dann vom Altgriechischen basíleios (der Königliche), was in etwa bedeutet: Jener, der auf den König (Christus), getauft ist.

Das Martyrium

Blasius war Bischof von Sebaste, dem heutigen Sivas im Nordosten der Türkei. Im 3./4. Jahrhundert war Sebaste eine kurze Zeit lang Hauptstadt der römischen Provinz Armenia. Nach der Überlieferung erlitt Bischof Blasius in der Christenverfolgung unter Kaiser Licinius um 316 oder vielleicht schon etwas früher unter Kaiser Diokletian das Martyrium. Im Verlauf der Jahrhunderte sind seine Reliquien auf verschiedensten Wegen unter anderem bis nach Rheinau, Paris und Dubrovnik gekommen.

Römischer Gedenktag

Der Gedenktag des Hl. Bischof Blasius ist im liturgischen Kalender der römisch-katholischen Kirche auf den 3. Februar festgelegt. – Im Tagesgebet heisst es:

„Herr, unser Gott, erhöre dein Volk, das am Tag des heiligen Bischofs und Märtyrers Blasius zu dir ruft. Bewahre uns vor Krankheit und Schaden in diesem zeitlichen Leben und hilf uns in aller Not, damit wir das ewige Heil erlangen…“

Seit dem Mittelalter ist dieser Gedenktag verbunden mit dem bis heute bei vielen Gläubigen beliebten „Blasius-Segen“. Dabei werden dem hinzutretenden Gläubigen zum Segen gekreuzte und brennende Kerzen an den Hals gehalten. Dabei spricht der Priester oder Diakon:

„Auf die Fürsprache des heiligen Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheiten und allem Bösen. Es segne dich Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.“ – oder:

Der allmächtige Gott schenke dir Gesundheit und Heil. Er segne dich auf die Fürsprache des heiligen Blasius durch Christus, unseren Herrn.“

Orthodoxer Gedenktag

Die orthodoxen Kirchen gedenken des Heiligen Märtyrerbischofs Blasios (oder: Wlasij) jeweils am 11. Februar (nach julianischem Kalender). Im Troparion, dem Festgesang des Tages, heisst es:

„Als Jünger der Apostel im Leben und Nachfolger auf ihren Thronen hast Gottbegeisterter du die Lebensweise gefunden zur ewigen Schau. Das Wort der Wahrheit hast du getreulich ausgeteilt und im Glauben gekämpft bis aufs Blut. Märtyrerbischof Blasios, tritt ein bei Gott für die Rettung unserer Seelen.“

Legenden über den Hl. Blasius

Um den heiligen Blasius hat sich ein reicher Legendenkranz gebildet, der sich bis ins liturgische Brauchtum hinein ausgewirkt hat (Spendung des Halssegens mit geweihten Kerzen). So wird in der durch den Dominikaner Jacobus de Voragine (1228-1298) verfassten „Legenda Aurea“, dem populärsten Volksbuch des Mittelalters aus dem 13. Jahrhundert, unter anderem auch folgende Episode erzählt:

„Blasius war gross in Sanftmut und Heiligkeit. Das sah das Volk des Landes Cappadocia an, darum erwählte es ihn zu einem Bischof in der Stadt Sebaste. Da nun Sanct Blasius das Bistum empfangen hatte, da ward des Kaisers Diocletianus Verfolgung wider die Christen so gross, dass er in eine Höhle musste fliehen. Daselbst führte er ein Einsiedlerleben. Die Vögel brachten ihm Speise in seine Höhle, und das Wild kam einmütiglich zu ihm, und gingen nicht von ihm, er legte denn seine Hand auf sie und gab ihnen seinen Segen. War eines der Tiere krank, so kam es alsbald zu ihm, und er erwarb ihm Gesundheit….

Da war ein Weib, das brachte ihren Sohn dar, dem war eines Fisches Gräte in seiner Kehle stecken geblieben, dass er dem Tode nahe war; und bat mit weinenden Augen um Hilfe. Sanct Blasius legte seine Hände auf den Kranken und betete, dass dieser Knabe gesund würde, und alle, die sonst in Blasii Namen um Heilung bäten; und alsbald war er gesund.

Ein armes Weib hatte ein einziges Schwein, das raubte ihr ein Wolf. Sie bat Sanct Blasium, dass er es ihr wiederschaffe. Da lächelte er und sprach ‚Weib, betrübe dich nicht, du sollst deine Schwein wiederhaben.‘ Alsbald war der Wolf da, und gab der Witwe das Schwein wieder….“

Inzwischen wurde der Hl. Blasius verhaftet und vor den Statthalter Agrikola geführt; er sollte den heidnischen Göttern opfern und seinen Glauben an Christus aufgeben. – Dann heisst es in der „Legenda Aurea“ weiter:

„Als das die Witwe vernahm, der er das Schwein hatte wieder gegeben, ging sie hin und schlachtete das Schwein, und brachte ihm des Schweines Kopf und Füsse, und eine Kerze und Brot. Er dankte ihr und ass; und sprach zu ihr ‚Opfere jedes Jahr in der Kirche, die meinem Namen ist geweiht, eine Kerze, das soll ein Segen sein dir und allen, die es tun.‘ Sie tat, wie er ihr gesagt hatte, und es brachte ihr Glück und Segen.“

Und schliesslich starb der Hl. Bischof Blasius – nach vielerlei durchgestandenen Qualen – den Märtyrertod durch Enthauptung, treu seinem Herrn Jesus Christus und dem Glauben der Kirche.

Daniel Blättler, Protodiakon