Die Zeit der Fünfzig Tage

Die Osterzeit / resp. die Zeit des Pentekostarions

In der Westkirche (römisch-katholische) beginnt vom Sonntag der Auferstehung bis Pfingstsonntag die Osterzeit, die fünfzig Tage dauert.

In dieser Zeit feiert die Kirche mit Freude und Jubel die Auferstehung Jesu Christi. Sie erneuert in ihren Gottesdiensten die Hoffnung auf die Auferstehung aller Gläubigen, die durch die Taufe in das Leben, Tod und die Auferstehung ihres Herrn hineingenommen sind.

Die brennende Osterkerze in den Gottesdiensten ist das Zeichen der Gegenwart des Auferstandenen. Auch das immer wieder erklingende „Halleluja“ (Lobt Gott) ist ein Ausdruck der Osterfreude.

Die Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten nennt man erster, zweiter, dritter usw. Sonntag der Osterzeit. Am vierzigsten Tag nach Ostern wird das Fest Christi Himmelfahrt gefeiert und mit Pfingsten endet die Osterzeit am fünfzigsten Tag.

Ähnlich und doch etwas anders ist es in der Ostkirche bzw. in den Kirchen des byzantinischen Ritus.

In der fünfzigtägigen „Osterfeier des Pentekostarion“ werden in der Kirche fast ununterbrochen die Siegesgesänge über den Tod durch den „Kyrios Pantokrator“ gesungen.

P. K. Kirchhoff drückt es so aus:„ So erklingt in den wogenden und rauschenden Rhythmen der fünfzigtägigen Osterfeier das Siegeslied der Kirche, des mystischen Leibes Christi, in den die Gläubigen durch die heilige Taufe eingegliedert sind. Denn als der Kyrios am Kreuze seine heiligen Hände ausspannte, tat er es, um alle Völker in seinem Reich der Kirche zu versammeln.“

„Ein Ereignis von wahrhaft kosmischer Bedeutung lässt die Kirche in Freude jubeln.“

Vom heiligen Ostertag an bis Pfingsten singt man zu Beginn der Liturgie nach der Einleitungsdoxologie dreimal den Ostertroparion:

„Christ ist erstanden von den Toten

im Tode bezwang Er den Tod

und schenke den Entschlafenen das ewige Leben.“

Die Sonntage nach Ostern (Zählung nach Edelby)

Sonntag des hl. Apostels Thomas: 2. Sonntag nach Ostern

Sonntag der salbentragenden Frauen: 3. Sonntag nach Ostern

Sonntag des Gichtbrüchigen: 4. Sonntag nach Ostern

Sonntag der Samariterin: 5. Sonntag nach Ostern

Sonntag des Blindgeborenen: 6. Sonntag nach Ostern

6. Osterwoche Mittwoch: Osterabschluss

Donnerstag: Himmelfahrt

Sonntag der Väter des 1. Konzils von Nizäa: 7. Sonntag nach Ostern

Pfingstsonntag: 8. Sonntag nach Ostern

Mit dem Sonntag des hl. Apostels Thomas beginnt der Acht-Wochen-Zyklus des Oktoichos (oder der 8 Töne). An diesem Sonntag wird das Evangelium des ungläubigen Thomas gelesen, von daher der Name (Joh. 20, 19 – 31). Auch die nachfolgenden Sonntage tragen die Namen – nach dem Inhalt – der an diesen Sonntagen gelesenen Evangelien.

Am dritten Sonntag nach Ostern = Sonntag der salbentragenden Frauen (Myrophoren) ehrt die Kirche die Hingabe und Treue der salbentragenden Frauen, die den Leib des Herrn einbalsamierten.

Troparion der heiligen Frauen

„Der Engel, der beim Grabe stand, sprach zu den frommen myrrhetragenden Frauen: Die Myrrhe gebührt dem Toten! Doch Christus ist unverweslich. Rufet vielmehr: Der Herr ist erstanden und brachte der Welt das grosse Erbarmen!“

Am 40igsten Tag nach Ostern wird das Fest der Himmelfahrt Christi, innerhalb der Zeit des Pentekostarion als eigenes Hochfest gefeiert.

Der 50igste Tag nach Ostern gilt in seinen komplexen Gedächtnisgehalt als Abschluss der österlichen Erlösungsfeier, als Hochfest der Herabkunft des Heiligen Geistes und Dreifaltigkeitsfest.

Troparion 8. Ton

„Gepriesen seist Du, Christus unser Gott; denn Du hast Fischer zu Weisen gemacht, als Du gesandt hast den Heiligen Geist, und hast durch sie den Erdkreis in Dein Netz geholt Menschenfreundlicher, Ehre sei Dir!“

Pfarrer Roger Schmidlin